Das ZQ ist seit mehreren Jahren mit der Implementierung, Begleitung und Evaluation von Mentoring-Programmen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern, vorrangig in Programmen mit Gender-Schwerpunkt befasst.
Mentoring kann als zusätzlicher Baustein in der Nachwuchskräfteentwicklung als „Training-near-by-the-job“[1] besondere Akzente setzen, gerade auch für die Herstellung von Chancengleichheit und für den Abbau struktureller Barrieren im Karriereaufstieg von Frauen. Mentoring wirkt hier differenzierter als andere Personalentwicklungsmaßnahmen: „Die persönliche Beziehung zwischen Mentorin/Mentor und Mentee ermöglicht einen intensiven und praxisnahen Wissens- und Erfahrungsaustausch, in dem individuelle Lernbedarfe berücksichtigt werden können. Auch kann der Austausch zwischen Mentee und Mentorin/Mentor entsprechend der individuellen Verfügbarkeit und angelehnt an besondere berufliche Ereignisse zeitlich und thematisch flexibler gestaltet werden. Zudem kann im Idealfall zwischen Mentorin/Mentor und Mentee eine Beziehung entstehen, die auch über das Programm hinaus längerfristig Wirkungen entfaltet.“[2]
[1]Lukoschat, H. & Kletzing, U. (2016): „Mentoring Revisited“. Ziele, Effekte und künftige Herausforderungen. In: Peters, S.; Genge, F. & Willenius, Y. (Hrsg.): Flankierende Personalentwicklung durch Mentoring II. München und Mering, S. 87.
[2]Lukoschat & Kletzing (2016), S. 88.
Folgende Mentoring-Programme werden aktuell durch Beratung oder Evaluation unterstützt:
Evaluation des Mentoring-Programms „Mehr Frauen an die Spitze!“ für weibliche Führungskräfte in der Landesverwaltung Rheinland-Pfalz
Förderinstitution:
Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration (Mffki) Rheinland-Pfalz
Laufzeit:
2009 - heute
Ziele:
Ziel des Mentoring-Programms ist es, den Anteil an Frauen in leitenden Funktionen des rheinland-pfälzischen Landesdienstes zu erhöhen, (angehende) weibliche Führungskräfte in der Landesverwaltung in ihrer beruflichen Entwicklung zu fördern, den Anteil von Frauen in Gremien, Beiräten und Ausschüssen des rheinland-pfälzischen Landesdienstes nachhaltig zu steigern sowie alle beteiligten Akteure in Bezug auf Gleichstellungsfragen zu sensibilisieren. Dem Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) obliegt einerseits die wissenschaftliche Beratung und Begleitung sowie andererseits die Organisation des Rahmen- und Qualifizierungsprogramms. Es berät die Projektleitung und fungiert als beratendes Mitglied im Lenkungsbeirat.
Inhalt:
Den Kern des Mentoring-Programms bildet die Tandem-Beziehung zwischen Mentee und Mentor*in. Die Tandems treffen sich in regelmäßigen Abständen und in eigener Absprache zu persönlichen Gesprächen. Sowohl die Mentees als auch die Mentorinnen und Mentoren werden dabei anhand begleitender Prozess- und Rahmenveranstaltungen über den Zeitraum des Mentorings professionell unterstützt. Das Qualifizierungsprogramm, bestehend aus unterschiedlichen Workshop-Angeboten, soll die Mentees auf die Übernahme einer zukünftigen Führungsrolle vorbereiten. Ferner sollen zusätzliche Netzwerkveranstaltungen zur internen Vernetzung der Teilnehmenden beitragen.
Im Fokus der Evaluation stehen dabei folgende ausgewählte Handlungsfelder:
- Mentoring-Beziehung: Von der Auswahl bis zur Ausgestaltung
- Umsetzung und Annahme des Rahmen- und Qualifizierungsprogramms
- Berufliche und persönliche Entwicklung der Mentee
- Konzeptionelle und strategische Überlegungen zum Instrument Mentoring
Untersuchungsdesign / Methodisches Vorgehen:
Um die Qualität des Mentoring-Programms sicherzustellen und kontinuierlich zu verbessern, wird das Programm prozessbegleitend (formativ) sowie in Teilen bilanzierend (summativ) evaluiert. In diesem Kontext findet ein quasi-experimentelles Untersuchungsdesign Anwendung, das insbesondere auf die Wirksamkeit der drei Teilbereiche (Qualifizierung, Mentoring-Beziehung und Vernetzung) des Programms abzielt. Das den Standards für Evaluation[3] verpflichtete Design nimmt dabei Bezug auf die Heuristik des von Campbell et al. (1993) entwickelten Modells zur Messung der beruflichen Leistung sowie des beruflichen Erfolgs[4].
Als Wirkungsannahme wird davon ausgegangen, dass sich die Teilnahme am Mentoring-Programm – mit dem Fokus auf die drei Teilbereiche – positiv auf das Wissen, die Fähigkeiten, die Motivation sowie die Situation der Programmteilnehmenden auswirkt und damit auf aggregierter Ebene kurz- bis mittelfristige Effekte auf das Leistungsverhalten und die Leistungsergebnisse sowie langfristige Effekte auf den beruflichen Erfolg der Teilnehmenden hat. Im Zuge der Evaluation werden sowohl Teilnehmende als auch Nicht-Teilnehmende (Mitarbeiterinnen der rheinland-pfälzischen Landesverwaltung) unmittelbar vor Beginn (t0), nach Abschluss (t1) sowie ein Jahr nach Beendigung des Programms (t2), online befragt. Dabei finden sowohl einmalige Messungen, unter anderem zu den Vorerfahrungen, den Persönlichkeitsmerkmalen sowie der Bewertung des Programms, als auch konstante Messungen, beispielsweise zu den Kompetenzen, der Motivation sowie der beruflichen Selbstwirksamkeit, Anwendung. Anhand statistischer Auswertungsverfahren wird die Selbsteinschätzung der Teilnehmenden vor und nach der Teilnahme am Programm im Vergleich zur Kontrollgruppe (den Nicht-Teilnehmenden) hinsichtlich des Veränderungsgrades untersucht.
Die erhobenen Daten werden ausgewertet und anschließend in Berichten zusammengefasst. Diese dienen als Grundlage für die weitere Entwicklung des Programms und werden sowohl der Projektleitung als auch dem Lenkungsbeirat zur Verfügung gestellt. Unter Berücksichtigung von Genderaspekten werden die Qualitätsstandards im Mentoring zur Beurteilung des Mentoring-Programms zugrunde gelegt.
[3] Böttcher, W. et al. (2016): Standards für Evaluation – Erste Revision auf Basis der Fassung 2002. Mainz: DeGEval – Gesellschaft für Evaluation.
[4]Fay, D. und Hüttges, A. (2013): P = f[KSA x M x S]. In: Dautzenberg, K., Fay, D. und Graf, P. (Hrsg.): Aufstieg und Ausstieg. Ein geschlechterspezifischer Blick auf Motive und Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft. Wiesbaden: Springer VS, S. 11–20.
Evaluation von Mentoring-Programmen in der Wissenschaft
Zielgruppe: Absolventinnen, Promovendinnen, PostDocs, Habilitandinnen, Juniorprofessorinnen
Das ZQ wird regelmäßig mit der Evaluation von Mentoring-Programmen für Nachwuchswissenschaftlerinnen betraut. Der konzeptionelle Aufbau der Mentoring-Programme umfasst i.d.R. folgende drei Aspekte:
(1) Eins-zu-Eins-Mentoring-Beziehung: Die Mentee wird über einen festgelegten Zeitraum durch eine Führungskraft aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft persönlich begleitet.
(2) Coaching- und Qualifizierungsprogramm: Praxisorientierte Seminare zur Karriereorientierung, zu Führungsverhalten und Schlüsselkompetenzen sowie eine Begleitung der Mentoring-Beziehung finden über den gesamten Programmverlauf statt.
(3) Networking: Netzwerkveranstaltungen sowie selbstinitiierte Veranstaltungen fördern die Vernetzung der Mentees, Mentorinnen und Mentoren untereinander sowie den fachlichen und interdisziplinären Austausch von (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen.
Folgende Programme im Wissenschaftsbereich wurden bzw. werden evaluiert:
Ada-Lovelace-Projekt für Absolventinnen für FB 08-10 (seit 2011)
Christine de Pizan-Programm für die FB 01-03 und 05-07 (seit 2011)
MeMentUM (ehemals Edith Heischkel Mentoring-Programm) an der Universitätsmedizin (FB 04) (seit 2010)
Hochschule Koblenz (2012-2020)
Universität Trier (seit 2013-2020)