Auftraggeber: Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) Rheinland-Pfalz
Projektlaufzeit: Dezember 2022 bis April 2025
Hintergrund und Ziele: Die durch die beiden Landesgesetze zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen und zur Sicherstellung des ärztlichen Nachwuchses im Öffentlichen Gesundheitsdienst entstandene Landarzt- und öGD-Quote des Landes Rheinland-Pfalz ermöglicht einen alternativen Zugang zum Medizinstudium. Auch Personen ohne exzellente Abiturnoten können zugelassen werden – sofern sie sich nach dem Studium zu zehn Jahren in einer Tätigkeit als Landärzt*innen oder Ärzt*innen im öffentlichen Gesundheitsdienst verpflichten. Über das bisher bestehende Zulassungsverfahren wurden seit dem Wintersemester 2019/2020 bereits Studierende ausgewählt. Es beinhaltete ein Punktesystem, das sich aus der Durchschnittsnote der Hochschulzugangsberechtigung (HZB), dem Test für medizinische Studiengänge (TMS), möglicher Berufserfahrung und/oder ehrenamtlicher Tätigkeiten sowie persönlichen Auswahlgesprächen zusammensetzt.
Ziel des Projektes ist die Weiterentwicklung der persönlichen Auswahlgespräche im Rahmen der Bewerbung auf die Landarzt-, bzw. öGD-Quote in Rheinland-Pfalz. Dem bisherigen Auswahlverfahren mangelte es an Aussagekraft und an Trennschärfe. Die modernisierten Auswahlgespräche sollen es möglich machen, Bewerber*innen auszuwählen, die in besonderem Maße für die spätere Tätigkeit geeignet sind. Im Rahmen des Projektes sollen zwei erneuerte Verfahren durch das ZQ begleitet werden.
Methodisches Vorgehen: Die Entwicklung der neuen Instrumente für die Auswahlgespräche findet durch das ZQ unter Konsultation einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Universitätsmedizin, erfahrenen Mediziner*innen aus der Berufspraxis und Juror*innen der bisherigen Verfahren, statt. Das erneuerte Verfahren fokussiert zwei Aspekte in Hinblick auf die spätere Tätigkeit als Landärzt*innen oder Ärzt*innen im öffentlichen Gesundheitsdienst stärker: die Motivation der Bewerber*innen und ihre zwischenmenschlichen Kompetenzen.
Die wissenschaftliche Begleitung beinhaltet außerdem die Evaluation des erneuerten Auswahlverfahrens. Diese betrachtet das Verfahren aus drei Perspektiven: Zunächst werden die Auswahlgespräche mithilfe einer nicht-teilnehmenden Beobachtung durch Mitarbeitende des ZQ begleitet. Die Erkenntnisse der Beobachtung werden anschließend durch eine Befragung der Bewerber*innen sowie eine Befragung der Juror*innen und der Arbeitsgruppe ergänzt.
Zentrale Ergebnisse: Im Juni 2024 wurde das erste und im November 2024 das zweite erneuerte Verfahren durch das ZQ begleitet und evaluiert. Die vorliegenden Evaluationsergebnisse beziehen sich auf die Befragungen der jeweiligen Bewerber*innen und der Juror*innen sowie auf die Beobachtungen der Verfahren durch Mitarbeitende des ZQ.
Die befragten Bewerber*innen (n=15 in t0 und n=27 in t1) sind mit dem Verfahren überwiegend zufrieden und würden die einzelnen Elemente, die im Verfahren neu eingesetzt wurden, beibehalten. In einer standardisierten Befragung konnten die Bewerber*innen das aus persönlichen Gesprächen bestehende Verfahren anhand von Skalen sowie Schulnoten bewerten. Dabei bewegen sich die Bewertungen der Auswahlgespräche beider Durchgänge im mittleren bis oberen Bereich.
Auch die befragten Juror*innen aus dem Verfahren (n=8 in t0 und t1) sind überwiegend (sehr) zufrieden mit den Veränderungen durch die Modernisierung und glauben, dass es gelungen ist, besser geeignete Bewerber*innen auszuwählen als zuvor.
Die halbstandardisierten Beobachtungen der Verfahren konnten zum einen den überwiegend reibungslosen Ablauf der Gespräche sowie der standardisierten Vorgänge zeigen und zudem Weiterentwicklungspotenziale für das Verfahren offenlegen. Weiterentwicklungspotenziale aus dem ersten Durchgang wurden zudem für den zweiten Durchgang bereits umgesetzt.