Praxisforen

Kerrin Riewerts (Universität Bielefeld): Lehre forschungsnah konzipieren

Als forschungsintensive Hochschule hat sich die Universität Bielefeld zum Ziel gesetzt, Studierenden „forschendes Lernen“ zu ermöglichen. Mit diesem dghd-Workshop soll ein Einblick in ein Fortbildungsprogramm für Lehrende gegeben werden, dessen Ziel es ist, Forschungstätigkeiten als Studienaktivitäten stärker in die Lehre einzubinden. Dies ermöglicht den Studierenden neben dem Erwerb fachlicher Inhalte auch die Entwicklung überfachlicher Handlungskompetenzen. In einem ersten Schritt werden das „forschende Lernen“ und die „forschungsnahe Lehre“ diskutiert und bezüglich der eigenen Lehre reflektiert. Anhand dieses Hintergrunds wird mit einem Konzept der lernerzentrierten Lehre „peer learning infacilitated groups“ nach Ib Ravn (2007) gearbeitet. Vorab reflektieren die Teilnehmer in Einzelarbeit über ihre Erfahrung mit „forschendem Lernen“ als Studierende, als Lehrende, im Austausch mit Kollegen etc. Abschließend werden die Ergebnisse festgehalten und den anderen Gruppen präsentiert. In diesem Praxisforum sollen Impulse über eine sinnvolle Integration der eigenen Forschungsaktivitäten in Lehrveranstaltungen gegeben und aktivierende Methoden für eine forschungsnahe Lehre kennengelernt und angewandt werden.

Beatrix Wildt (selbständig), Johannes Wildt (Technische Universität Dortmund): Das Dritte: Figuren im Raum der Hochschuldidaktik – Rollen(spiele) im Dazwischen

Im Workshop geht es um die Analyse und Diskussion von Tätigkeiten der HochschuldidaktikerInnen in der „Third Sphere“ der Hochschulen als Rollen und Tätigkeiten „im Dazwischen“. Es werden dazu verschiedene hochschuldidaktische Tätigkeiten und Handlungsspielräume ausgelotet. Zudem werden postulierte und erwartete (Aus-)Tauschverhältnisse (Gabe vs. Ware als Drittes) „im Raum“ von Wissenschaft und (Weiter-)Bildung thematisiert sowie realisierte Vorgänge des Nehmens und Gebens in ihren möglichen Wirkungen berücksichtigt. Es ist beabsichtigt, Beispiele dazu unter Anleitung quasi-experimentell mit kreativen Methoden zu erkunden und unter verschiedenen Perspektiven Erfahrungen der Teilnehmenden zu diskutieren. Zur Systematisierung werden kulturwissenschaftliche Forschungen zu Figuren des Dritten und des Gabentauschs vs. Warentausch herangezogen und mit hochschuldidaktischen Erfahrungen und theoretischen Überlegungen konfrontiert.

Nina Friese, Kristina Müller, Katharina Schuster, Dominik May (unterschiedliche Hochschulen): Wie kommt das Neue ins (Ingenieur-)Studium? Innovative Lehrprojekte fördern, begleiten und bewerten

Ziel des Kompetenz- und Dienstleistungszentrums TeachING-LearnING.EU ist die Verbesserung des Lehrens und Lernens in den Ingenieurwissenschaften. Ein Instrument, dieses Ziel zu erreichen, sind dieTeachING-LearnING.EU Flexible Fonds-Fördermittel, die jährlich zur Durchführung innovativer Lehr-/Lernprojekte an Lehrstühlen der Ingenieurwissenschaften in Form von Personalmitteln vergeben werden. Neben der finanziellen Förderung begleitet und unterstützt das Team von TeachING-LearnING.EU die Projekte durch prozessbegleitende Beratung. Auf diese Weise werden Innovationen in der Lehre ermöglicht, deren Anstoß, Umsetzung und Verstetigung durch die Lehrenden selbst erfolgt.Ausgangspunkt für den interaktiven Austausch während des Workshops ist die Fragestellung „Wie kommt das Neue ins (Ingenieur-)Studium?“. Durch ein Impulsreferat werden Flexible Fonds als ein Instrument vorgestellt, um Lehrinnovationen direkt in den Fachbereichen zu fördern. Im Anschluss werden folgende Fragestellungen an drei Stationen diskutiert: Die Ausschreibung und Auswahl innovativer Lehrprojekte, die Reflektion von Evaluationsmethoden sowie alternative Anreize zur monetären Förderung bei der Umsetzung neuer Ideen im (Ingenieur-)Studium.

Andrea Koch-Thiele, Myriam Steinbrecher (Universität Bochum): Gemeinsam auf dem Weg…Wettbewerbe und hochschuldidaktische Gestaltungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung von Lehre und Beratung

Das BMBF-Projekt inSTUDIES der Ruhr-Universität Bochum zielt auf die Entwicklung individueller Studienprofile. Dabei werden die Übergänge zwischen Schule, Studium und Beruf entlang des student lifecycles besonders in den Blick genommen. Gemäß dem Leitbild Lehre sollen alle Akteurinnen und Akteure an der Entwicklung und Ausgestaltung individueller Studienprofile durch neue Lehr- und Beratungsformate beteiligt werden. Dies geschieht zum einen im Rahmen von Ausschreibungen und Wettbewerben für innovative Lehrprojekte, zum anderen durch bedarfsorientierte hochschuldidaktische Fortbildungs-, Beratungs- und Coachingangebote. Die Erfahrungen aus dem bisherigen Projektverlauf mit der engen Verknüpfung von Studienreform, Hochschuldidaktik und Personalentwicklung werden hier präsentiert. An zwei Thementischen werden die diesjährigen Wettbewerbe und Vergabeverfahren sowie die Fortbildungsangebote, die konzeptionelle Entwicklung, Planung und Gestaltung anhand konkreter Beispiele und Materialien diskutiert. Wir möchten einen Erfahrungsaustausch anregen und Kolleginnen und Kollegen mit ähnlichen Projekten dazu einladen. Gerne können auch eigene Projekte mit eingebracht werden.

Eva Buff Keller, Sabine Brendel (Universität Zürich): Wann und wie? – Begleitung von Curriculumentwicklungsprozessen durch die Hochschuldidaktik

Durch die Bologna-Reform wurden und werden curriculare Entwicklungsprozesse in den Fächern und den einzelnen Studiengängen angestoßen. Mehrheitlich werden erst in der aktuellen zweiten Welle der Bologna-Reform und vor allem im Rahmen der inhaltlichen und didaktischen Überarbeitung von Studiengängen, Hochschuldidaktikerinnen und Hochschuldidaktikerin diese fachbezogenen curricularen Diskussionen einbezogen. Ausgehend von der hochschulischen Praxis wollen wir in dieser Veranstaltung die Fragen diskutieren, welchen Routinen (Szenarien oder Schritten) hochschulische Curriculumentwicklungsprozesse folgen sollten, welche Rollen und Aufgaben Hochschuldidaktiker/innen in diesen Prozessen übernehmen, aber auch wie sie mit dem häufigen Umstand umgehen sollten, in der Regel erst spät (d. h. oftmals auch nach der Setzung von Grundlagen) in die fachinterne Diskussion einbezogen zu werden. Anhand eines konkreten Beispiels an der Universität Zürich (Geographie) wollen wir mit den Teilnehmenden diese Fragen erörtern, erste Antworten finden und Konsequenzen für künftige Begleitungen und Beratungen in laufenden Curriculumsprozessen formulieren.

Sandra Dreier (Salgesch, Schweiz): Aktivierung * Ermöglichung = Handlunggecoachte (Handlung * Reflexion) = Kompetenzförderung

Obwohl das Bewusstsein für den notwendigen Rollenwechsel für Studierende und Dozierende in der modernen hochschuldidaktischen Diskussion angekommen ist, ist der „real gelebte“ Musterwechsel zu einer kompetenzorientierten Lehre meines Erachtens vielerorts noch nicht vollzogen. Die häufig beobachtete praktische Umsetzung in hochschuldidaktischen Schulungen ordne ich zumeist immer noch der Optimierung des alten „Transportmodells“ zu und nicht der Befähigung zu eigenständiger Wissenskonstruktion. In meinem Verständnis, einem erlebnis-und gestaltpädagogisch geprägtem Verständnis, geht aktivierende Lehre weit über gut strukturiertes Wissen, ansprechende Präsentationen, Murmelgruppen oder aktivierenden Methoden hinaus. In diesem Workshop möchte ich meine Vorstellung von einer konsequenten Umsetzung kompetenzfördernder Hochschullehre vermitteln. Wir erarbeiten exemplarisch eine Fachveranstaltung, in der die Studierenden die Aktiven sind und der Dozierende coacht und moderiert. Wir integrieren beispielhaft erklärte Kompetenzen in ein wachstumsförderndes Lernarrangement und reflektieren die größten Herausforderungen wie Motivation, (Fehler-)Kultur oder die benötigten Kompetenzen der Dozierenden, zur gelingenden Umsetzung dieser anspruchsvollen Aufgaben.