EviS – Evidenzbasiertes Handeln im schulischen Mehrebenensystem

Förderinstitution

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderlinie „Steuerung im Bildungssystem“ (SteBis)

 

Laufzeit

Oktober 2010 bis August 2016

 

Kooperationspartner (PI)

Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia (Sprecherin des Verbundes, Wirtschaftspädagogik, JGU)

Prof. Dr. Isabel van Ackeren (Bildungswissenschaften, Universität Duisburg-Essen)

Prof. Dr. Carmen Binnewies (Institut für Psychologie, Universität Münster)

Prof. Dr. Marten Clausen (Bildungswissenschaften, Universität Duisburg-Essen)

Prof. Dr. Christian Dormann (Wirtschaftspädagogik, JGU)

Prof. Dr. Peter Preisendörfer (Soziologie, JGU)

 

Ziel

Im Rahmen des Projektes wurde untersucht, ob und welche Evidenzen von Lehrerinnen und Lehrer unterschiedlicher Schultypen genutzt werden, welche individuellen Einstellungen dem zugrunde liegen und welcher Effekt von Organisationskultur der Schulen auf evidenzbasiertes Handeln ausgeht. Hierbei rekurrierte das Projekt auf ein breites Verständnis von Evidenzen.

 

Inhalt

Handeln in Schulen ist von unterschiedlichen organisationalen Rahmenbedingungen, Einstellungen und Praktiken abhängig. Diese unterschiedlichen Faktoren im Sinne eines schulischen Mehrebenensystems zu identifizieren, war Gegenstand des EviS-Forschungsverbundes. Im Mittelpunkt stand dabei die Beschreibung rezipierter und genutzter Evidenzen und die zugrunde liegenden Einflussfaktoren, die auf der Ebene der individuellen Erfahrungen und Einstellungen, der Organisationskultur sowie der Leitung der Schulen vermutet wurden. Darüber hinaus interessierten Wirkungen sozialer Netzwerke auf evidenzbasiertes Handeln in Schulen.

In einer zweiten Projektphase galt das Interesse insbesondere der Rolle der Schulleitungen im Hinblick auf die Rezeption und Nutzung von Evidenzen sowie Hindernissen und Ressourcen für evidenzbasiertes Handeln (vgl. ausführlich https://www.blogs.uni-mainz.de/fb03-wipaed-evis/ und https://www.blogs.uni-mainz.de/evis/.

 

Untersuchungsdesign/ Methodisches Vorgehen

In der ersten Projektphase wurde eine standardisierte Befragung von 2.640 Lehrkräften und 297 (stellvertretenden) Schulleiterinnen und Schulleitern an 153 rheinland-pfälzischen Schulen durchgeführt. Ergänzt wurde diese Befragung durch eine vertiefende Studie zu Professionalisierungsprozesse im Hinblick auf evidenzbasiertes Handeln. Befragt wurden hierzu 1.300 Lehramtsstudierende sowie Referendare und Referendarinnen in Form von standardisierten Erhebungen und leitfadengestützten Interviews. Zudem wurden 8 Fallstudien an Schulen mit dem Schwerpunkt der Netzwerkanalyse durchgeführt.

In der zweiten Projektphase wurden zum einen im Sinne eines Längsschnittdesigns Lehrerinnen und Lehrer sowie (stellvertretende) Schulleiterinnen und Schulleiter ein zweites Mal zu evidenzbasiertem Handeln und Faktoren, die diesem entgegenstehen befragt. Zum anderen wurden Schulen vertiefend untersucht, bei denen eine deutliche Veränderung in der Nutzung von Evidenzen zwischen beiden Projektphasen festgestellt werden konnte.

 

Zentrale Ergebnisse

Die Untersuchungsergebnisse geben Hinweise darauf, dass evidenzbasiertes Handeln sowohl mit individuellen Einstellungen als auch mit Faktoren auf Organisationsebene, insbesondere mit einer Organisationskultur, in der Evidenzen als handlungsrelevant erachtet werden, und mit einem kooperativen Schulklima in Zusammenhang steht. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Schulleitungen zu. So zeigt sich, dass ein transformationaler Führungsstil einen positiven Einfluss auf evidenzbasierte Einstellungen und die Nutzung von Evidenzen hat. Zudem zeigte sich, dass soziale Stressoren, d.h. vor allem Konflikte mit Kolleginnen und Kollegen, Wirkungen auf evidenzbasiertes Handeln erzeugen. Während Zeitdruck eine untergeordnete Rolle zukommt, wird evidenzbasiertes Handeln durch einen wahrgenommenen größeren Handlungsspielraum gefördert.

Dokumentiert wurden die Ergebnisse u.a. in folgenden Publikationen und Vorträgen:

Zimmer, Lena; Seipp, Till; Schmidt, Uwe (2018): Der Einfluss der Schul(leitungs)ebene auf die Nutzung von Evidenzen durch Lehrkräfte: eine mehrebenenanalytische Untersuchung zu den Einflussfaktoren auf die Nutzung externer Schulevaluationsbefunde zur Ausgestaltung der Lehrerarbeit. In: Zeitschrift für Evaluation 17, S. 289–317.

Zlatkin-Troitschanskaia, Olga; Zimmer, Lena; Mater, Olga; Laier, Bastian; Koch, Anna Rosa; Binnewies, Carmen; Dormann, Christian; Ackeren, Isabell van; Clausen, Marten; Preisendörfer, Peter; Schmidt, Uwe; Demski, Denise; Preuße, Daja; Stump, Martin (2016): Schulische und individuelle Einflussfaktoren auf das evidenzbasierte Handeln von Lehrkräften und Schulleitungen: eine mehrebenenanalytische Studie. In: Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Steuerung im Bildungssystem: Implementation und Wirkung neuer Steuerungsinstrumente im Schulwesen. Berlin, S. 8–38.

Dormann, Christian; Binnewies, Carmen; Koch, Anna Rosa; van Ackeren, Isabell; Clausen, Marten; Preisendörfer, Peter; Schmidt, Uwe; Zlatkin-Troitschanskaia, Olga (2016): Transferring best evidence into practice : assessment of evidence-based school management. In: Journal for educational research online 8 (3), S. 14–38.

Ackeren, Isabell van; Binnewies, Carmen; Clausen, Marten; Demski, Denise; Dormann, Christian; Koch, Anna Rosa; Laier, Bastian; Preisendörfer, Peter; Preuße, Daja; Rosenbusch, Christoph; Schmidt, Uwe; Stump, Martin; Zlatkin-Troitschanskaia, Olga (2013): Welche Wissensbestände nutzen Schulen im Kontext von Schulentwicklung? Theoretische Konzepte und erste deskriptive Befunde des EviS-Verbundprojektes im Überblick. In: Ackeren, Isabell van (Hrsg.): Evidenzbasierte Steuerung im Bildungssystem? Befunde aus dem BMBF-SteBis-Verbund. Münster: Waxmann, S. 51-73