Keynotes

Prof. Dr. Uwe Wilkesmann (TU Dortmund): Wovon hängt der Lehrstil deutscher Professor/Inn/en ab? Ergebnisse zweier deutschlandweiter Befragungen

Moderation: Niclas Schaper (dghd-Vorstand)

Ausgehend von Prossers und Trigwells Differenzierung in dozentenorientierten und studienorientierten Lehrstil, wird nach den Einflussfaktoren auf den Lehrstil gefragt. Hierzu werden zum einen generell die Einflüsse der neuen, managerial Governance auf die Hochschulen und insbesondere auf den Lehrstil und zum anderen der Einfluss der verschiedenen Fächer, der hochschuldidaktischen Weiterbildung, der Interaktionskultur in den Fakultäten und des Geschlechts untersucht. Als Datengrundlage dienen zwei repräsentative Befragungen unter deutschen Universitäts- und Fachhochschul-Professor/inn/en. Aus den empirischen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass eine Veränderung der akademischen Lehre über eine langfristige Struktur- und Kulturveränderung erfolgen muss, also eine Einbindung in einen Change Management Prozess notwendig ist.

Daran schließt sich die Frage der Steuerung deutscher Universitäten durch verschiedene Governance-Strukturen an. Welchen Einfluss haben die verschiedenen Governance-Strukturen auf die Lehrhandlungen von Professor/inn/en? Lässt sich Engagement in der Lehre durch selektive Anreize belohen? Auch diese Frage wird mit Hilfe der beiden repräsentativen Befragungen beantwortet. Die Ergebnisse beider Studien weisen in die Richtung, dass nicht transaktionale Formen der Governance, sonden transformationale Formen der Governance für die Lehre notwendig sind und nur so Verhalten in der Lehre verändert werden kann.

 

Prof. Dr. Carolin Kreber (University of Edinburgh): „The scholarship of teaching and learning“: Verschiedene Auffassungen und Ansätze.

Moderation: Niclas Schaper (dghd-Vorstand)

In den letzten Jahren wurde das „scholarship of teaching and learning“ (SOTL) öfters als internationale Bewegung beschrieben. Darüber hinaus wird SOTL auch häufig als wissenschaftlicher Ansatz verstanden – möglicherweise weil Hochschullehrende sich unter diesem Konstrukt dann eher etwas vorstellen können. Vor diesem Hintergrund werden unterschiedliche Auffassungen und Umsetzungsvarianten von SOTL vorgestellt. Dabei wird betont, dass im „scholarship of teaching and learning“ „Scholarship“ zwar Wissenschaft bedeuten kann, aber der Begriffauch als Erkundung oder Erforschung durch Reflexion verstanden werden kann. Der englische Begriff des „Inquiry“ trifft es wohl am besten. Im Vortrag wird erörtert, wie ein entsprechendes „Inquiry“ in Bezug auf die Lehre und in Bezug auf das Lernen der Studierenden aussehen kann.

Das „scholarship of teaching and learning“ - Konzept wird darüber hinaus oft als ein evidenz-basierter Ansatz zur Lehr-/Lerngestaltung verstanden. Innerhalb eines solchen (evidence-basierten) Ansatzes bieten sich bestimmte Fragestellungen zur wissenschaftlichen Analyse des Konzepts an (vor allem in Bezug auf die Effektivität bestimmter Lehr-/Lernmethoden oder didaktischer Modelle). Weitere Fragestellungen, insbesonderein Bezug auf die einem SOTL zugrunde liegenden Werte und Überzeugungen, werden unter dieser Perspektive aber oft übersehen. In dem Vortrag werden daher zwei unterschiedliche Auffassungen des „evidence-based teaching“ vorgestellt und es wird argumentiert, dass beide gleichermaßen wichtig sind. Dies gilt insbesondere, wenn das Ziel die angemessene Unterstützung der Hochschullehre und der Lern- und Bildungsprozesse der Studierenden sein soll.

 

PD Dr. Silke Schworm (Universität Regensburg): Academic Help-Seeking – Die Suche nach Unterstützung und die Gestaltung instruktionaler Unterstützungsmöglichkeiten im Lehrprozess

Moderation: Niclas Schaper (dghd-Vorstand)

„Jeder ist beim Lernen in der einen oder anderen Weise auf die Hilfe einer anderen Instanz angewiesen.“(Simons, 1992, S.251).

Simons (1992) definiert die Fähigkeit zu selbstständigem Lernen als Fähigkeit den eigenen Lernprozess zu steuern und zu kontrollieren. Gänzlich ohne externe Hilfe kommt jedoch auch der selbständig Lernende nicht aus. In der optimalen Balance zwischen selbständiger Steuerung des Lernprozesses und effektivem Rückgriff auf externe Ressourcen scheinen sich dabei jedoch die wenigsten Lernenden zu befinden. Leider zeigen Lernende häufig spontan kein geeignetes Lernverhalten. So werden Lehrmaterialien beispielsweise oft nur oberflächlich bearbeitet, trotz offensichtlicher Verständnisprobleme und fehlerhafter Aufgabenlösungen wird nicht nach Hilfe gefragt und in kooperativen Lernsettings sind nicht angeleitete Interaktionen zwischen Lernpartnern häufig wenig lernförderlich. Hier sind verschiedene Formen instruktionaler Maßnahmen erforderlich, um Lernende bei einer tiefen Verarbeitung der Lerninhaltezu unterstützen. Lernmaterialien können auf unterschiedliche Weise Konzepten und Prozeduren vermitteln. Lernförderliche Möglichkeiten liegen hier im Einsatz beispielbasierter Lehrmaterialien oder, im speziellen in computer-basierten Lernumgebungen, im Design entsprechender Hilfefunktionalitäten. Vielen Lernenden gelingt es jedoch nicht, ihren Hilfebedarf adäquat zu diagnostizieren und auch bei erfolgreicher Diagnose suchen sie nicht nach angemessener Hilfe. Hilfesysteme in computergestützten Lernumgebungen werden häufig nicht wertgeschätzt und wenig genutzt. Im Vortrag wird das Problem aus verschiedenen Perspektiven heraus beleuchtet. Mögliche Lösungsansätze werden aufgezeigt.